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Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der Dachauer Zeitgeschichte e. V.

"Die Vergangenheit ist niemals tot. Sie ist nicht einmal vergangen."

Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der Dachauer Zeitgeschichte e. V.

"Die Vergangenheit ist niemals tot. Sie ist nicht einmal vergangen."

Für Dachau haben diese so oft zitierten Sätze aus William Faulkners Feder schicksalhafte Bedeutung. Auch im Jahr 1981, als der Verein "Zum Beispiel Dachau - Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der Dachauer Zeitgeschichte" gegründet wurde, war die Vergangenheit in Dachau nicht tot. Aber von vielen Bewohnern der Großen Kreisstadt - einschließlich ihrer politischen Repräsentanten seit 1945 - wurde sie zumeist nur selektiv wahrgenommen. Für sie gab es das "eine Dachau", das war das aufgezwungene Konzentrationslager, mit dem die Stadt und ihre Bürger "nichts, aber auch gar nichts zu tun" hatten. Isoliert daneben stand dieser Betrachtungsweise nach das "andere Dachau", das "anständige Dachau". Das rief im Frühsommer 1980 eine Handvoll Menschen aus der Stadt und dem Landkreis Dachau auf den Plan, die aus den unterschiedlichsten Gründen wach geworden waren für jenen Abschnitt in der Geschichte der Stadt, als sie Standort des Konzentrationslagers war.

Bereits in der Anfangsphase wurden die Ziele formuliert, die bis heute für den Verein "Zum Beispiel Dachau" bindend sind: "Es geht nicht darum, eine Stadt als Standort eines nationalsozialistischen Konzentrationslagers zu verdammen oder zu verteidigen, sondern darum, nach Ursachen und Strukturen zu suchen, die diese totalitäre Herrschaft ermöglichten und anderswo in ähnlicher Form heute noch möglich machen. In diesem Sinne will die Arbeitsgemeinschaft

• die Rolle Dachaus vor und während des Nationalsozialismus beleuchten,
• den damaligen Alltag der Bürger kennenlernen und erforschen,
• sich mit dem Leben und Leiden der KZ-Häftlinge und dem Verhalten der ,Dachauer` SS beschäftigen,
• das Verhältnis Stadt - KZ herausarbeiten."

Auf zwei Wegen sollen diese Ziele erreicht werden: Ein Schwerpunkt ist die Erschließung, Benutzung und Erforschung von Quellen aller Art (Akten, Dokumente, Interviews mit ehemaligen Häftlingen, SS-Angehörigen, Dachauer Bürgern und anderen Zeugen, Literatur, Filme). Ein anderer Schwerpunkt liegt auf der Arbeit nach außen (Publikationen, Vorträge, Diskussionen, Führungen, Seminare).

Glanzlichter der frühen Vereinsgeschichte stellen unter anderem folgende Ereignisse dar: Im Jahre 1983 präsentierte der Verein die Ausstellung "Die Stadt und das Lager" zum Gedenken an die Errichtung des Konzentrationslagers vor 50 Jahren, 1988 erstellte der Verein für das neue Bezirksmuseum Dachau Tafeln zur Zeitgeschichte der Stadt unter dem Titel "Dachau im 20. Jahrhundert". Es folgte 1990 die Ausstellung "Lebensläufe" über Schicksale von 14 Menschen, die im KZ Dachau waren - stellvertretend für das Schicksal Tausender ihrer Mitgefangenen. Die nächste große Ausstellung unter dem Titel "Das Zeugnis der Verfolgten" fiel 1993 mit dem 60. Jahrestag der Eröffnung des Konzentrationslagers Dachau zusammen. Diese Ausstellung veranschaulichte das Streben der Häftlinge, das Leben und den Terror im Konzentrationslager zu dokumentieren, um so den Lügen der NS-Propaganda entgegenzuwirken. Zum 50. Jahrestag präsentierte „Zum Beispiel Dachau“ die Ausstellung „Die letzten hundert Tage des Konzentrationslagers Dachau“. Begleitend zu diesen Ausstellungen veröffentlichte "Zum Beispiel Dachau" eine Schriftenreihe: die "Dachauer Dokumente". Mittlerweile ist der 7. Band erschienen.

Die „Dachauer Geschichtstage“, eine dreitägige internationale Tagung mit dem Titel „Stacheldraht und heile Welt“, veranstaltete eine Arbeitsgruppe des Vereins. Eine beachtliche Zahl inzwischen verstorbener ehemaliger Häftlinge hat den Verein unterstützt.

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Adi Maislinger (+26.4.1985), ehemaliger Dachau-Häftling und Vereinsmitglied, während einer Führung durch die KZ-Gedenkstätte Dachau